|
Historische Seite: SARS-2003 (SARS-CoV-1 von 2003)
Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom
(SARS-CoV-1)
Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS-CoV-1)
Eine ansteckende Atemwegserkrankung unbekannter
Ursache (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom = SARS) ist vor allem in
Hongkong, Singapur, China und Vietnam aufgetreten. Einige wenige
Verdachtsfälle und wahrscheinliche Erkrankungen sind auch in Deutschland
vorgekommen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine internationale
Warnung herausgegeben und dazu aufgefordert, weltweit Verdachtsfälle
dieser Erkrankung zu erfassen.
|
Dt. Ärzteblatt 17. März
2003 |
Hintergründe zu SARS und die aktuellen Empfehlungen der
WHO
|
| |
Ein
Sars-Verdachtsfall in Hongkong / dpa |
|
GENF. Nach einer Reisewarnung vom 15. März
hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am 16. März Einzelheiten zu den
Erkrankungen in Ostasien und Kanada veröffentlicht. Es gibt eine Seite zur
Diagnose und Behandlung des Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS). Die WHO
bemüht sich derzeit, Klarheit über die Situation in der chinesischen Provinz
Guangdong zu erhalten.
Nach einem Bericht der New York Times vom 17. März ist die Epidemie in
Guangdong inzwischen ausgebrannt . Unter Berufung auf WHO-Mitarbeiter
schreibt das Blatt, die Epidemie sei im November 2002 ausgebrochen. Der Höhepunkt
sei in der Zeit vom 3. bis 14. Februar erreicht worden. Danach gingen die
Erkrankungszahlen zurück. Nicht nur die Epidemie ebbte ab.
Auch die Schwere der Erkrankung nahm ab, was darauf hindeutet, dass es zu einer
Attenuierung des vermutlich viralen Erregers gekommen ist. Die Epidemie sei
durch Krankheitscluster gekennzeichnet gewesen, wie sie für hoch pathogene
Keime typisch sind. Es seien vor allem Klinikmitarbeiter und deren Familien
erkrankt. Zu einem Übergriff auf die Allgemeinbevölkerung sei es nicht
gekommen.
Die chinesischen Behörden berichteten der WHO von 305 Krankheitsfällen in
Guangdong, darunter fünf Todesfällen. Die Epidemie beschränkte sich offenbar
auf die Hauptstadt Guangzhou. Die Patienten zeigten Symptome einer atypischen
Pneumonie mit bilateralen Infiltraten in der Lunge. Die Erkrankungen seien
schnell fortgeschritten, auch wenn das Fieber bei mehreren Patienten
nachgelassen habe. Einige Patienten hätten eine sekundäre bakterielle
Pneumonie entwickelt.
Etwa sieben Prozent der Patienten wurden intubiert und beatmet.
Elektronenmikroskopisch seien bei zwei Patienten Hinweise auf Chlamydia psittaci
(Erreger der Papageienkrankheit ) oder Para-Chlamydien gefunden worden. Aus
dem Zeitungsbericht geht jedoch nicht hervor, ob es sich um Fälle einer sekundären
Pneumonie handelt. Der Nachweis von Bakterien schließt eine virale Genese der
primären Erkrankung nicht aus.
Nach Angaben der WHO war der Erreger am 16. März noch unbekannt. Die New York
Times liefert zudem Einzelheiten zu dem Patienten, der in Frankfurt
hospitalisiert wurde. Der 32-jährige Arzt hatte einen medizinischen Kongress in
New York City besucht, der in einem der Crowne Plaza Hotels der Stadt stattfand.
(Diese Information könnte für deutsche Besucher des Kongresses interessant
sein.)
Er habe sich dort nur zwei Stunden aufgehalten und keinen engeren Kontakt zu
anderen Besuchern gehabt. Der Mann war jedoch bereits in New York krank. Er
begab sich dort in die Behandlung eines Arztes. Dieser stellte die Diagnose
einer Pneumonie und verordnete ein Antibiotikum, das der Mann auch einnahm.
Vor seiner Abreise aus New York kontaktierte er einen Kollegen in Singapur, der
dann die WHO alarmierte. Laut den New York Times sind die Gesundheitsbehörden
der Stadt derzeit nicht besorgt, dass der erkrankte Mann Bewohner der Stadt
infiziert haben könnte.
Die Reisewarnung : Die WHO hat am 15. März keinerlei Einschränkungen
des Reiseverkehrs empfohlen. Reisende und Flugzeugbesatzungen wurden jedoch
aufgefordert, auf Erkrankungen zu achten, welche die Falldefinition (siehe
unten) erfüllen.
Dies gilt insbesondere für Reisen in die bisher betroffenen Länder Kanada
(sieben Fälle, zwei Todesfälle bis 15. März), China, SAR-China: Hongkong (100
Hospitalisierungen, zwei Beatmungen, ein Todesfall), Philippinen und Indonesien
(jeweils ein unbestätigter Fall), Singapur (16 Fälle alle in stabiler
Situation), Thailand (ein importierter Fall) und Vietnam (43 Fälle, fünf
Beatmete).Wird ein Verdachtsfall während eines Fluges identifiziert, muss das
Flugpersonal die Bodenstation benachrichtigen, die dann die Behörden alarmiert.
Die Falldefinitionen : Die WHO unterscheidet Verdachtsfälle ( Suspect
Case ) und wahrscheinliche Erkrankungen ( Probable Case ). Ein
Verdachtsfall auf eine SARS besteht, wenn ein Patienten nach dem 1. Februar 2003
an hohem Fieber (über 38°C) erkrankt, an Atemwegssymptomen leidet (Husten,
kurzer Atem, Luftnot) und eine der folgenden Bedingungen erfüllt: In den
letzten zehn Tagen vor Auftreten der Symptome enger Kontakt mit einem Patienten,
bei dem SARS diagnostiziert wurde.
Enger Kontakt ist definiert als: Krankenpflege, Zusammenwohnen oder direkter
Kontakt mit den Atemwegssekreten oder Körperflüssigkeiten eines Patienten mit
SARS. Eine wahrscheinliche Erkrankung besteht: Erstens: Wenn ein
Verdachtsfall röntgenologische Hinweise auf eine Pneumonie oder ein
Respiratory Distress Syndrom hat. Zweitens: Wenn eine Person aus unerklärbaren
Gründen nach einer Atemwegserkrankung stirbt und die Autopsie ein Respiratory
Distress Syndrom ohne identifizierbare Ursache ergab.
Begleitsymptome der SARS sind: Kopfschmerz, Muskelsteifigkeit ( muscular
stiffness ), Appetitverlust, allgemeines Unwohlsein ( malaise ),
Verwirrtheit, Hautausschlag und Durchfall. Die Behandlungsempfehlungen der
WHO: Auf einer weiteren Seite hat ein Team von Wissenschaftlern (darunter Prof.
Dr. Herbert Schmitz vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg)
folgende Behandlungsempfehlungen herausgegeben:
Behandlung im Verdachtsfall:
Triage der Patienten mit SARS-Symptomen auf Spezialzimmer oder -stationen.
Tragen von chirurgischem Gesichtsschutz
detaillierte Anamnese zu Klinik, Reise und Kontakt zu SARS-Patienten in den
letzten zehn Tagen
Röntgenthorax (CRX) und großes Blutbild
Wenn CRX ohne Befund ist:
Patient zu besonderer Hygiene mahnen. Er soll belebte Plätze und öffentliche
Verkehrsmittel meiden und sich am besten zu Hause aufhalten, bis er/sie wieder
gesund ist.
Entlassung mit dem Hinweis, dass der Patient sich bei Verschlechterung der
Atemwegssymptome wieder melden soll
Wenn CRX uni- oder bilaterale Infiltrate mit oder ohne interstitialen
Infiltrationen zeigt, ist der Patient als wahrscheinlicher Fall
einzustufen
Behandlung eines wahrscheinlichen Falles :
Hospitalisierung im Einzelzimmer oder zusammen mit anderen SARS-Fällen
Laboruntersuchungen zum Ausschluss bekannter Fälle einer atypischen
Pneumonie
1. Abstrich des Rachens und/oder Nasopharyngealraums auf Kälteagglutinine (Weli-Felix
Reaktion, Widal-Test)
2. Blutentnahme für Kultur und Serologie
3. Urin
4. Bronchoalveolare Lavage
5. Im Todesfall Autopsie
Proben jeden zweiten Tag entnehmen und an ein Referenzlabor schicken, wo sie
in einem Sicherheitslabor (BL3) untersucht werden
Großes Blutbild alle zwei Tage
CRX nach klinischem Verlauf wiederholen
Behandlung nach klinischem Zustand
Breitbandantibiotika haben sich bisher nicht als wirksam erwiesen. Ribavirin i.v.
und Steroide haben nach Angabe der Autoren in einem Fall den Zustand eines
Patienten stabilisiert. /rme
|
|
|
Der italienische Arzt Carlo Urbani entdeckt
in Hanoi den neuen Erreger
|
|
Anfang März 2003: Carlo Urbani
"entdeckt" bzw. beschreibt den neuen Erreger aus klinischer Sicht. Der für die Weltgesundheitsorganisation
WHO arbeitende italienische Arzt behandelt in einem Krankenhaus in Hanoi einen
erkrankten amerikanischen Geschäftsmann. Er meldet die Symptome und seinen
Verdacht an die WHO, die daraufhin weltweit die Verantwortlichen unterrichtet.
Carlo Urbani und andere Krankenhausangestellte stecken sich an.
29. März 2003: Der klinische Entdecker bzw. Erstbeschreiber von SARS-CoV-1,
Carlo Urbani, stirbt in Bangkok an SARS.
SARS-1 von 2003 und die Carlo Urbani-Story (YouTube-Video)
Fortsetzung Teil 2 der Carlo Urbani-Story (YouTube-Video)
Fortsetzung Teil 3 der Carlo Urbani-Story (YouTube-Video)
SARS tötet seinen Entdecker (vor 5 Jahren starb Carlo Urbani in Bangkok, WDR1 vom 29.03.2008)
|
|
|